Die Landwirtschaft und ich.

Die Landwirtschaft und ich haben durch eine glückliche Fügung zueinander gefunden, und nicht, weil ich einen erfolgreichen super laufenden Betrieb zuhause habe.
Ganz im Gegenteil, dass was ich mir erhoffe zu bekommen, ein Grundstück mit einem Stillgelegten Hof, ist alt, heruntergekommen und definitiv renovierungsbedürftig.

Es ist ein altes großes Haus, dass meine Oma und mein Opa zusammen gebaut haben. Durch den Hausbau haben sie die gesamte Ordnung des Hofes durcheinandergebracht. Dort wo jetzt das Haus steht, war früher der Schweinestall, der Hühnerstall, der Bierkeller (ja, wir hatten einen Bierkeller) und ein Teil des Pflanzgartens. Die Hofeinfahrt wurde komplett versetzt, die Schweine abgeschafft und stattdessen ein Kuhstall hingebaut. Wie es damals üblich war, ein Anbindestall. Heutzutage ist die Haltung in einem Anbindestall sehr verpönt und wird von vielen Menschen kritisiert. Versteht mich nicht falsch. Ein Anbindestall ist veraltet und arbeitsaufwändig, zudem nicht ganz so Kuh-freundlich, wie manche es sich wünschen.
Aber er hatte auch Vorteile! Der größte Vorteil in einem Anbindestall war, dass den Kühen die Hörner geblieben sind und sie keine Rangordnung erstreiten mussten. Jede hatte ihren Fressbereich und ihre Tränke. Außerdem konnten die meisten Kühe damals auf eine satte grüne Wiese, im Sommer.
Bis 2030 soll der Anbindestall komplett verboten werden, aber schafft die Regierung das überhaupt? Das keine neuen mehr gebaut werden, finde ich mehr als nur in Ordnung, aber alle zu verbieten?
Was machen die Bauern, die nicht bauen können, sei es aus Geldnot oder aber auch Platzmangel? Was ist mit den Existenzen?
Jeder Stadtmensch, stellt sich gern den Bilderbuchbauernhof vor, eine Kuh ein Schwein, ein Schaf, Enten, Gänse, Hühner, ein Traktor, etc… Muss ich es noch weiter ausführen?
Ich glaube nicht. Nur dass das Heutzutage nicht mehr möglich ist, sieht keiner. Es stehen Existenzen auf dem Spiel, ein Generationenhof muss aufgegeben werden, warum? Keine Flächen zu pachten, kein Geld um neu zu bauen und am aller schlimmsten, kein Hofnachfolger.
Warum? Viele wollen diese Arbeit nicht mehr machen, weil es schwer ist, nicht die körperliche Arbeit allein, nein. Auch die Regeln und Vorschriften, die Vorwürfe, von jenen, die sich nicht ein Stück in der Landwirtschaft auskennen, aber mitreden wollen.
Nichts dagegen einen DIALOG zu führen, aber nur Vorwürfe kommen oft. DIe Bevölkerung will dies, die Bevölkerung will das.
Nur leider will die Bevölkerung heutzutage einfach keine Preise mehr zahlen, die einem Lebensmittel gerecht werden würde. Es stehen so viele Parteien zwischen dem Erzeuger, also dem Landwirt und der Bevölkerung. Die Zeiten, in denen Beispielsweise der Butter 2 Euro und mehr kostet, die merkt der Landwirt nicht. Da profitiert zum großen Teil der Einzelhandel. Die Molkereien bekommen auch einen Teil und der mikrige Rest, der übrig bleibt, den bekommt der Landwirt. Derjenige der möglichst Tierfreundlich und Umweltschonend arbeiten soll. Der, der versuchen soll, auf jeden Fall immer up to date zu sein. Möglichst mithalten muss, weil sonst die großen immer größer werden und die Kleine aussterben.

Ich bin in die Ausbildung damals gegangen und hab viel gelernt, über die Landwirtschaft, über die Situation.
Es wird sich einfach alles manchmal zu leicht vorgestellt. So wie die Landwirte stehen nur wenige unter druck, wir arbeiten, Tagein und Tagaus und auch an Feiertagen, denn Tiere haben auch Hunger wenn Ostern, Weihnachten oder Allerheiligen oder dergleichen ist.
Wir fahren nicht mal eben in den Urlaub, denn dann muss erst der Hof versorgt sein, die Arbeit gemacht, die man keinen anderen Anvertrauen kann oder will. Der Betriebshelfer will auch bezahlt werden. Wir haben auch in dem Sinn keinen richtigen Lohn, wir sind selbstständig und haften mir allem, auch mit unserem Privatvermögen.
Nichtsdestotrotz arbeiten wir gerne, auch wenn es oft nicht einfach ist.

Da ich selbst nicht aus der Landwirtschaft komme, habe ich vielleicht noch einen klein wenig anderen Blickwinkel. Ich versteh die Bevölkerung, auch wenn ich finde, diese sollte mehr dafür tun. Aber ich versteh auch die Landwirte. Nehmt es ihnen nicht übel, wenn es wieder rüberkommt, als wüssten sie alles besser und wollten keine Kritik annehmen.
Es reden soviele Menschen, Organisationen, Abnehmer, Verbraucher und und und auf die Landwirte ein. Jeder weiß es besser als der eigentliche Landwirt, auch wenn er keine Ausbildung hat.
Selbst die Regierung mischt sich ein, siehe neuen Düngeverordnung.
Manche werden jetzt sagen, „das haben sie sich selbst zuzuschreiben!“. Aber denkt doch mal nach. Die Welt entwickelt sich weiter, mit allem, mit der Technik, mit der Wissenschaft. Früher hatte man FCKW’s in allen Sprühdosen, das hat den Klimawandel beschleunigt. Es wurde geforscht und siehe da, keine mehr.
Kein Landwirt will mit Absicht seinen Feldern einen schlechteren Status verpassen, zu viel düngen sodass er nichts mehr düngen darf. Woher sollten die Landwirte wissen, wieviel Nitrat gut ist? Nitrat wird nicht nur von der Landwirtschaft freigesetzt, es gibt noch viel mehr Ursachen. Nur ist es wenn man mal nachdenkt, einfacher jemanden die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Es wird so gut wie es geht (und ich sags euch, es ist nicht immer einfach) nach guter fachlicher Praxis gearbeitet. Die ändert sich aber, man wird schlauer, man lernt.

Oh mein Gott dieser Beitrag ist mal wieder länger geworden als ich gedacht hatte und eigentlich sollte es um ein anderes Thema gehen.
Aber trotzdem, denkt nach, geht in euch und versucht etwas über die Landwirtschaft zu lernen. So vielseitig sind nur wenige Berufe. Der Landwirt ist ein Allrounder und ich bin mittlerweile ausgebildete Landwirtin und auch stolz darauf diesem Berufsstand anzugehören.

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